Allein mit 2 Kindern in Berlin. Ein wunderbares Wochenende in 5 Kapiteln

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(Anzeige) Eine nette Begleiterscheinung des Bloggens ist definitiv, dass ich neue Dinge entdecken darf, noch bevor andere es tun können. So durfte ich in der Vergangenheit zum Beispiel schon Kinderbücher bewerten, Streaming-Dienste kennenlernen und skandinavische Schlitten Probe fahren. Am letzten Wochenende sollte dann auch noch eine waschechte Filmpremiere in der Hauptstadt dazu kommen. Also nahm ich K1 und K2 einfach mit und wir machten ein richtiges Berlin-Wochenende daraus. Das hatte es allerdings in sich.

Seit unsere Babytochter Ende Januar geboren wurde hat sich in unserer Familie viel getan. Die Aufmerksamkeit gilt aktuell natürlich dem Baby, das erst einmal ins Leben wachsen muss. Daher nahmen wir die Einladung von Paramount Pictures zur Premiere des neuen Films „Willkommen im Wunderpark“ mit Lena Meyer-Landrut als willkommenen Anlass, um auch den Geschwistern mal wieder ein tolles Highlight zu schenken. Meine Frau plante ein ruhiges Wochenende mit K3 und ich wollte mit den großen Mädels nach Berlin düsen, um „ganz viel Tolles zu erleben“. In der Hoffnung, dass K1 auf mich hören und K2 nicht vom großen Heimweh gepackt werden würde.

Einfach mal machen. Vielleicht etwas naiv, dafür aber bestens gelaunt.

Samstag vormittag ging`s ab auf den Highway, nachdem K1, immerhin schon stolzes Schulkind der 3. Klasse, mit mir die „blöden Hausaufgaben“ am Küchentisch gemacht hatte. Vor uns lag ein unvergessliches Wochenende in Deutschlands verrückter Hauptstadt, die wieder mal so Einiges für uns am Start hatte und mich zeitweise ganz schön ins Schwitzen brachte. Doch der Reihe nach.

1 #SexinTheMorning

Was freuten sich die Kids auf Lena Meyer-Landrut. Gar nicht, wegen dieser ESC-Sache 2010 in Oslo, sondern ihrer legendären Auftritte in der Sesamstraße. Wir erreichten Berlin am Nachmittag und gerieten wie immer blitzschnell in diesen hektischen Hauptstadtverkehr, der für uns Kleinstädter jedes Mal eine helle Freude ist. Nebenbei lief einer der tausend Berliner Radiosender, in dem plötzlich die „brandneue Single von Lena“ marktschreierisch angeteasert wurde.

„So Leude und hier ist sie, die Neue von unserer Lena. Viel Spaß mit „Sex in the Morning“.

Auch das noch!

Die Kinder also mächtig gespannt auf dem Rücksatz. „Mama lauda Papa!“ Ich lächle zurück und danke Gott insgeheim, dass Lena hier nicht in ihrer Muttersprache von ihren Neigungen berichtet. „Was singt die da?“ will K2, 5 Jahre alt, wissen. „Och du“, stammle ich vor mich hin, „die singt von ihrem Freund.“Ich hab irgendwas mit Sex gehört“, mischt sich K1, 9 Jahre alt ein.

„Das war six, weil die Lena da schon aufstehen muss“, improvisiere ich und leite etwas holprig über zum Thema Legoland, das für uns als erstes Ziel auf der Agenda steht. Lena singt nebenbei irgendwas von „topless“ und dem „back and forth game“, während ich uns schwitzend durch die pulsierende Metropole manövriere, immer mit einem Auge auf dem Display meines Handys, das dank Google Maps mein Kompass im Chaos ist.


2 Papa ich muss mal!

Es ist einer der Sätze, die man in einer fremden Stadt am wenigsten hören möchte. Eltern fürchten diesen Ausspruch, bedeutet er doch in den allermeisten Fällen: Panik, Überforderung und schlimmstenfalls eine nasse Büx. Wir sind jedenfalls auf der Suche nach einem Parkplatz in der Nähe des wie immer gut besuchten Potsdamer Platzes als K1 die magischen Worte von sich gibt, die mich schlagartig in einen stressartigen Zustand versetzen.

In der eigenen Hood kennt man seine Pinkel-Spots und ist immer vorbereitet. Da hinten ist der Bäcker, zwei Straßen weiter die Bibliothek und bis nach Hause sind es noch 10 Minuten. Aber hier? Überall Touristen, aber keine Cafés oder öffentlichen WCs. Augen auf Daddy! Hier muss doch irgendwo was gehen!

„Du musst noch einen kleinen Moment durchhalten Schatz“, versuche ich die Kleine zu beschwichtigen. „Aber ich muss jetzt!“ Irgendwie finde ich sogar einen Parkplatz, schnappe mir meine Töchter und ziehe mit dem Mob zur nächsten Toilette – im Legoland Discovery Center.

Als wir ankommen meint die Kassenuschi nur lapidar: „Sie sind zu früh hier. Sie hatten online zu 14:30 Uhr gebucht, das ist erst in einer halben Stunde.“ „Aber die Kleine muss dringend Pipi. Gibt´s denn hier kein Klo?“ „Doch, aber nur drinnen.“

Ich atme tief durch. Mit etwas Überredungskunst gelingt es mir, sie zu überzeugen, uns schon reinzulassen. „Dann müssen sie aber mit dem Fahrstuhl nach ganz unten fahren.“ Also gut, wir rein da und mit dem Lift ins 2.UG. Die Tür öffnet sich und wir stehen mitten im bunten Lego-Trubel. Die Kinder sind natürlich überhaupt nicht amused, schon alles zu sehen. Schließlich will man so eine Welt ja langsam entdecken, von Attraktion zu Attraktion. Doch wir haben jetzt andere Probleme. Töchterchen kneift bereits seit Minuten alles zusammen, was sie hat. Doch am Ende des Tunnels ist Licht. Dahinten ist das Örtchen. Das. War. Knapp.

Das Legoland Discovery Centre begeistert uns jedenfalls. Die Kids toben und klettern, drehen kreative Stop Motion-Filme, lernen wie Legosteine entstehen und bekommen am Ausgang sogar je einen Stein mit eingeprägtem Vornamen geschenkt. Legoland Berlin hinterlässt also „einen tollen Eindruck“.


3 Das Gruselhotel

Die Idee, mit meinen Töchtern in Berlin zu übernachten, entstand zugegeben relativ kurzfristig. Nach einer kurzen Recherche buchte ich ein okayes 3-Sterne-Hotel in Berlin-Charlottenburg, das sich jedoch später als etwas spooky entpuppen sollte.

Es ist bereits dunkel als wir nach langer Suche endlich einen Parkplatz finden unter einer alten Brücke in der Nähe des Stuttgarter Platzes. Ein Obdachloser campiert vor unserer Parklücke und mustert uns neugierig. Die Kinder, die mittlerweile ziemlich groggy sind, fallen fast aus dem Auto, als ich die Hintertüren öffne, und schlurfen mir anschließend müde hinterher. Als wir das Hotel erreichen, schauen sich die Mädels gespannt um. Wir sind nämlich nicht in einem gewöhnlichen Hotel, sondern in einem ART-Hotel.

„Wie sieht´s denn hier aus, Papa?“ wollen die sie wissen, als wir das Treppenhaus betreten, das mit abstrakten Bildern dekoriert ist. „Das sieht ja schrecklich aus.“ „Das ist Kunst, mein Schatz“, rede ich besserwisserisch auf die kleinen Damen ein. Tatsächlich sind sämtliche Wände des Hauses mit verstörenden Malereien „geschmückt“. Die Krönung ist ein großes Bild mit einer strangen Visage, die mich an Frankenstein erinnert – und natürlich genau vor unserer Zimmertür hängt. Die Augen links, die Nase rechts und der Mund irgendwo darunter. „Ich hab Angst Papa.“ „Ach du, das ist ein Quatsch-Bild. Das soll lustig sein. Hahaha.“

So richtig fruchtet mein Aufmunterungsversuch leider nicht, also setze ich auf die gute, alte Elternstrategie in schwierigen Situationen: Ablenkung!

„Schmeisst euch aufs Bett. Ich mach euch einen Trickfilm an und hol uns was leckeres zu essen.“ „Nein Papa, lass uns bitte nicht allein hier! Wir kommen mit!“

Ich versuchte erst gar nicht, dagegen an zu argumentieren und ziehe mit den Girls zum „Windburger“, um Futter zu holen. 20 Minuten später lümmeln wir uns zu dritt auf dem riesigen Doppelbett und ziehen uns mampfend Toggolino rein. Unglücklicherweise bekommt die 5-Jährige während des Essens Besuch vom Sandmann und reißt ihr volles Glas Wasser um. Natürlich schön über Kopfkissen und Bettdecke. Immerhin ist der Grusel vergessen.


4. Panik im Kinosaal

Tag 2. Es ist Sonntag vormittag und wir knöpfen uns kritisch die Berliner Spielplatzszene vor. Mittlerweile haben wir schon so viele Spielplätze kennengelernt und ausprobiert – wir könnten glatt als Spielplatztester arbeiten. Anschließend besuchen wir noch einen Flohmarkt und cruisen dann zur Kulturbrauerei im Stadtteil Prenzlauer Berg. Hier war ich um 2002 sogar mal aufgetreten, als wir mit einem Berliner Rapper einen Track performten. Das scheint allerdings eine Ewigkeit her zu sein. Und nun geht es ja auch um etwas ganz anderes, nämlich die Premiere des neuen Kinderfilms „Willkommen im Wunderpark“.

Wir sind offiziell eingeladen (Danke Paramount Pictures) und dürfen bereits eine Stunde vor Beginn im Pressebereich Platz nehmen neben RTL, Radio Teddy und weiteren Familienbloggern.

„Wo bleibt denn die Lena?“ löchern mich die Mädels ungeduldig im Minutentakt. Doch die Zeit will einfach nicht vergehen. Immerhin haben sich die Mädels Verstärkung mitgebracht – ihre (ziemlich großen) Puppen.

Wir warten draußen am roten pinken Teppich und die Mädels werfen gelangweilt ihre Puppen in die Luft. C-Promis wie Ben Blümel (#Engelweinen) schauen etwas irritiert, bis es irgendwann heißt:

Sie kommt. Sie kommt.“

Die Kids sind natürlich total aus dem Häuschen. Jetzt muss alles ganz schnell gehen, doch Töchterchen Nummer 1 schaut mich mit diesem Blick an, den ich jetzt gar nicht gebrauchen kann. „Papi, ich muss nochmal auf Klo!“

Also nochmal nach hinten und vor dem WC warten. Doch das Kind kommt nicht wieder. K2 und ich warten und warten und nach einigen Minuten fange ich an, mir ernsthaft Sorgen zu machen. Was, wenn ihr jetzt irgendwas passiert ist in der Hektik? Kurz bevor ich nachschauen will kommt sie raus. „Was war denn los Schatzi?“ will ich wissen. „Gar nix“ antwortet K1 ohne mit der Wimper zu zucken. „Musste noch kacken.“ Tja, wat mut dat mut.

Lena sonnt sich meanwhile im Blitzlichtgewitter. Die Kinder staunen, denn so einen Wirbel haben sie noch nicht gesehen.

Zur großen Freude der Mädels nimmt sich Lena noch die Zeit und posiert für ein gemeinsames Foto, in das auch Helena, eine der beiden Riesenpuppen, sich irgendwie noch mit reinschmuggelt.

Anschließend geht`s ins Kino, bewaffnet mit Popcorn und Getränken, doch der Kinosaal ist mittlerweile rappelvoll – und es gibt keine Platzkarten. Nur vereinzelt gibt es noch freie Plätze, doch dass ich meine beiden kleinen Mäuschen irgendwo alleine hinsetze kommt natürlich nicht in Frage. Nur noch 5 Minuten bis Filmbeginn. Langsam werden die Kids unruhig. „Papa Papa, wir kriegen keinen Platz mehr.“

Ich also mit drei Jacken, zwei Riesenpuppen und 3 Flaschen Wasser unter `m Arm in Richtung Dienstpersonal, das nur schulterzuckend reagiert. Na wunderbar. Dann stürzt auch noch K2, verschüttet ihr Popcorn und weint laut los. „Mein Knie, mein Knie!“ Es droht zu eskalieren. Für einen Moment möchte ich die Pausetaste drücken und meine Frau herbeamen. Gott sei Dank sitzen wir Minuten später im Nachbarkino, in dem der Film auch gezeigt wird. Zwar in Reihe 2, dafür aber nebeneinander. Erstmal durchatmen.

„Willkommen im Wunderland“ ist wirklich nett gemacht. Darin baut sich das kleine Schulmädchen June in ihrer Fantasie einen Wunderpark – und hat einige große Herausforderungen zu bewältigen, um diesen Park am Ende zu retten. Hier ist der Trailer, der bereits beim Superbowl erstmals zu sehen war. Am 11. April ist offizieller Kinostart. Es lohnt sich.


5. Megastau auf der Rückfahrt

Happy und alle Taschen gefüllt mit Goodies machten wir uns am späten Sonntag Nachmittag auf den Weg zurück nach Rostock. Dummerweise geraten wir schon wenige Kilometer nach Berlin in einen fiesen Stau, der uns für 1 Stunde nicht los lässt. Ich warte nur darauf, dass irgendein Kind pullern muss – doch bleibe verschont. Immerhin.

Wieder zurück zu Hause berichten die Mädchen begeistert von unseren Abenteuern. Am nächsten Tag finden wir auch einen Spot im YouTube-Kanal von Paramount, in dem die Filmpremiere zusammengefasst wird. Und tatsächlich sind unsere Mädels sogar mehrfach kurz zu sehen. Ein schönes Andenken an ein aufregendes Papa-Töchterchen-Wochenende, das wir so schnell nicht vergessen werden.


Wie sieht´s bei euch aus? Macht ihr manchmal allein was mit euren Kids? Schreibt´s mir in die Kommentare. Bin gespannt.

Eine Antwort zu „Allein mit 2 Kindern in Berlin. Ein wunderbares Wochenende in 5 Kapiteln”.

  1. […] Ich unternehme den waghalsigsten Trip des Jahres, als ich der Einladung zur Premiere des Kinofilms „Willkommen im Wunderland“ folge und allein mit K1 und K2 nach Berlin fahre. Den Reisebericht über diesen tragikomischen Ausflug in die Hauptstadt könnt ihr hier nachlesen. […]

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