Viel ist geschrieben und diskutiert worden über den „Digital Workplace“ und den nötigen „Kulturwandel“ in Deutschland. Allzuoft wurde bei diesen Diskursen allerdings durch die gute, alte IT-Brille geschaut, dabei ist eins doch schon lange klar:
Neue Tools machen noch lange keine neue Kultur.
Vielmehr ist die Frage, wie wir die Tools zukünftig nutzen wollen, um besser zusammen zu arbeiten und um New Work dann auch zu erklären und vorzuleben.
Anknüpfend an dieses Thema kam schon vor einigen Monaten bei Twitter der Hashtag #IOMS18 auf und kündigte die Konferenz „IOM-Summit“ an. Konkret sollte es um Intranet- & Kollaborationsmanagement, Digital Workplace sowie die digitale Transformation der Organisation gehen. Ein bunter Blumenstrauß also, den es nun galt, gemeinsam zu zerpflücken. Da ich diese Themen leider eher selten in der Sparkassen-Finanzgruppe, in der ich mich bewege, diskutieren kann, schaue ich mit einem Auge immer auf den Termin- und Eventkalender meiner lieben Bekannten in der Digital-Szene. #sharingiscaring
Glücklicherweise ergab sich dann für mich die Möglichkeit, selbst einen Vortrag auf dem Summit zu halten über unsere „Digitale Reise als OstseeSparkasse Rostock“. Darüber hatte ich zuletzt auch schon mit den Bloggern von Tandemploy, den Podcastern von „Wege der Digitalisierung“ und „Firmenfunk“ und der deutschen SparkassenZeitung gesprochen. Da unsere Story tatsächlich etwas anders ist, nannte ich den Titel meines Talks „Gegen den Strom“, um mal im hanseatischen Vokabular zu bleiben.
Ich freute mich also auf die Reise ins Rheinland und das aus mehreren Gründen. Erstmal kann man auf einer Konferenz natürlich extrem viel lernen – aus Vorträgen und Gesprächen. Man kann außerdem sehr gut netzwerken und im Falle eines Vortrags gleich noch an den Speaker-Skills feilen. Nicht zuletzt war der Trip für mich auch noch eine willkommene Abwechslung, bevor im Januar dann unser 3. Töchterchen meine komplette Aufmerksamkeit fordern wird. #Vorfreude
Also ging´s Montag Mittag los mit der Bahn ab Rostock nach Bonn. Unterwegs wurde dann Ostsee-Zeitung gelesen und die Abendplanung organisiert, so dass ich mich bei Ankunft ohne Umweg in die rustikale Gastronomie der Einheimischen begeben konnte. #prosit
Am nächsten Morgen ging´s dann auch direkt mit einem schmackhaften Frühstück im Hilton Hotel, in dem die Konferenz stattfand, an der Seite von Marianne und Michael Sabine und Alexander Kluge los. Immer wieder schön, bekannte Gesichter, die uns auf unserer (digitalen) Reise begleiten, (im echten Leben) wieder zu treffen.
Kick Off!
Den ersten Tag eröffneten dann die internationalen Gäste Chris Tubb (England) und Luis Suarez (Spanien). Auf Luis aka Mr. Zero-Mail hatte ich mich besonders gefreut – auch weil ich mich mit dem Thema in diesem Jahr schon länger beschäftigt hatte. Luis kam dann in seinem Vortrag auch schnell zu dem Punkt, dass die Nutzung von Enterprise Social Networks (statt Mail) einer gewissen Kultur bedürfe – die allerdings nicht von allein entstehe. Daher bliebe die Frage, wie wir so eine Kultur eigentlich schaffen – und wie Daten uns dabei helfen könnten.
Change, Change, Change!
Natürlich sei es naiv zu glauben, man könne Menschen verändern. Traurigerweise würden nicht wenige CEOs noch heute denken, sie könnten mit ihren Mitarbeitern Schach spielen. Doch selbst finanzielle Anreize würden nur kurz motivieren und keine nachhaltige Verhaltensänderung bewirken. Stattdessen müsse der Sinn und Zweck von Change erkannt werden, also gelte es, diesen für die Mitarbeiter klar herauszustellen.
Anschließend ergänzte die Schweizerin Claudia Schifflechner-Huber (Stadt St. Gallen), die ich bereits im Frühjahr in Berlin erlebt hatte, dass man auch mit rationalen Argumenten niemanden verändern könne. Vielmehr wäre die emotionale Herangehensweise wichtig, die beispielsweise auf Events und selten im Online-Bereich zu erleben sei.
Interaktive Workshopformate im Geiste des Design Thinking wie „Lego Serious Play“ etc setzen dabei ja genau auf diesen Ansatz. Schließlich werden die Dinge so „erlebt“ und auch im Gehirn ganz anders verankert. Claudia warb sogar darum, Lust zu machen auf Veränderung. „Es muss Spaß machen!“
Und man muss neue Wege der Vernetzung natürlich auch ausprobieren dürfen. Dazu berichteten Sabine Kluge und Tanja Müller über das erfolgreiche „Working Out Loud“-Projekt bei der Deutsche Messe AG.
Den ersten Tag ließen wir dann gemütlich bei einer herrlichen, spätsommerlichen Schiffstour auf dem Rhein ausklingen.
Besonders angenehm finde ich es, dass man auf den meisten Events, die sich mit dem Thema „Offene Zusammenarbeit“ beschäftigen, auch problemlos Leute kennenlernt, die alle ähnlich ticken. #digitalmindset
Tag 2
Schon beim Frühstück lernte ich den Berliner Jan Weilbacher (HRpepper) kennen, der im Aschluss einen der besten Vorträge des IOM-Summits ablieferte. Er forderte die Personaler auf, Vorbildnetzwerker zu sein und mit einem positiven Menschenbild eine Kultur zu schaffen, in der jeder Mitarbeiter wertschätzend behandelt wird und sich so auch gern mit einbringt. #VertrauenstattMißtrauen
Gelebte Wertschätzung also als Kulturmaßnahme. Wobei nicht nur die HRler Personalarbeit machen sollten, sondern jeder Mitarbeiter. Tolle Einstellung und cooler Typ der Jan.
Stephan Grabmeier von Kienbaum brachte einen weiteren Aspekt dazu. Er betonte den Aspekt „Lernagilität“. Nur wenn im Unternehmen die Bereitschaft wachsen würde, Neues zu lernen und dabei alte Fähigkeiten zu verlernen, dann könne die Transformation gelingen.
Gegen den Strom. Mein Vortrag über den Praxis-Fall „OstseeSparkasse Rostock“
Am Nachmittag durfte ich dann auch noch auf die Bühne und berichtete von unserer Transformationsreise bei der OSPA. Diese begann bereits vor einigen Jahren und wurde durch die Einführung des zentralen Collaboration-Tools IBM Connections von IT-Leiter Sven Bradtke unter Mitarbeit von Berater Alexander Kluge auf gute Beine gestellt. Ich selbst stieß im Februar 2016 dazu und konnte seit dem gemeinsam mit dem Multiplikatoren-Netzwerk „Connectoren“ wichtige Maßnahmen wie den Digitalen Führerschein, eine Video-Content-Plattform und eine Mitarbeiter-App auf den Weg bringen.
Kein Fortschritt ohne Fails!
Allerdings war es mir auch wichtig darüber zu sprechen, was nicht klappte. Schließlich experimentiert man und macht alles zum ersten Mal. „Working Out Loud“ verlief bei uns zum Beispiel im ersten Anlauf im Sand, weil wir die nötige Anleitung und Begleitung unterschätzt hatten. Doch daraus lernt man. Wir planen schon jetzt den zweiten Anlauf.
Den wunderbaren Abschluss der Konferenz bot dann Harald Schirmer von der Continental, der die mutige Digital-Arbeit seines Teams vorstellte und dazu aufrief, „einfach mal zu machen.“
Und er motivierte einmal mehr zum Lernen – dem Schlüssel für eine erfolgreiche digitale Transformation. Dazu bräuchten wir kollaborative Tools (#ESN), ausgebildete Multiplikatoren (GUIDE-Netzwerk), grünes Licht von oben und eine Kultur, die es ermöglicht. Natürlich sei auch der lange Atem wichtig, den er bereits seit über 20 Jahren im Unternehmen habe. Seine Leidenschaft für #SocialCollaboration war Harald deutlich anzumerken. Man spürte: Er lebt es und er lebt es vor. Als Querdenker, Mutmacher und Vernetzer.
Fazit
Der IOM-Summit war eine gelungene Veranstaltung, die viele neue Impulse und spannende neue Kontakte bereit hielt. Dank der Slack Gruppe, die vorab eröffnet worden war, konnte Feedback noch am 2. Tag aufgenommen und in das Programm integriert werden. Interessant fand ich die Tatsache bei allen Cases, dass trotz unterschiedlicher Tools von Jive über Office 365 bis IBM Connections alle die große Herausforderung des Kulturwandels in den Mittelpunkt stellten. Da man aber die Kultur nicht einfach umprogrammieren kann bedarf es sensibler Initiativen von mutigen Digital-Denkern, die Netzwerke im Unternehmen aufbauen, das Management ins Boot holen und dann das richtige Mindset vorleben. Wie das praktisch geht muss jeder in seinem Kontext herausfinden und dabei täglich dazu lernen. Denn wie Harald Schirmer sinngemäß schon sagte:
Wer großzügig teilt und trotzdem nie aufhört zu lernen, dem gehört die Zukunft!
5 Antworten auf „Digital Workplace und Kulturwandel. Mein Rückblick auf den #IOMS18 – und meinen Vortrag über die digitale Reise der OSPA“