Leser meines Blogs wissen, dass ich am Jahresende gern zurückschaue und die Highlights und Lowlights Revue passieren lasse. Normalerweise. Doch 2020 war anders. Man könnte fast, sagen: 2020 hätte keinen eigenen Blogpost verdient. Da hat Mathias Richel, den ich in diesem Jahr zu Gast in meinem Podcast hatte, schon recht.
Doch neben der großen Katastrophe gab es auch viele neue Pflänzchen, die aus dem Boden wuchsen. Manchmal sogar durch den Asphalt wie ein Löwenzahn. Und für all diese neuen Ideen, für alle neuen Kontakte und die ohne die Krise so vielleicht gar nicht immer zustande gekommen wären bin ich sehr dankbar. Und genau darum soll es in diesem Jahresrückblick gehen.
Bei Twitter hatte ich euch gefragt, mit welchem Wort ihr 2020 verbindet. Besonders gut hat mir dabei „Veränderungsbeschleuniger“ gefallen, denn wie auch immer wir die Dinge bewerten, die Welt wird nach 2020 definitiv eine andere sein.
Der Reihe nach.
Januar
Am 1. Januar veröffentliche ich das Musikvideo zu meinem Song „Tag 1“ vom kommenden Album „Leinen los“. Eigentlich ist die Veröffentlichung für 2020 geplant, doch da es ab dem Frühjahr keine Möglichkeit mehr gibt, die neuen Sachen durch Auftritte zu promoten, und überhaupt Corona uns konstant in Schach hält, gerät Rap in 2020 leider etwas in den Hintergrund.
Ich starte jedenfalls voller Optimismus ins neue Jahr, freue mich auf meinen neuen Job bei MANDARIN und stelle mich mutig meiner ersten Challenge: „1 Monat vegetarisch und alkoholfrei“. Die 5 Dinge, die ich dabei lerne, teile ich hier im Blog. Es wird der erste von immerhin 31 Blogposts in diesem Jahr und landet im Ranking der meistgelesenen Artikel in den Top 5.
Am 10. Januar veröffentliche ich die erste Folge des Jahres meines Podcasts und freue mich, mit Jeannine Koch die Direktorin Europas größter Digitalkonferenz zu Gast zu haben. Dass die re:publica allerdings wie die meisten Konferenzen später abgesagt wird können wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Allerdings ergeben sich daraus neue tolle Dinge.
Im Februar performe ich zum Beispiel in Berlin auf einer Party von Jeannine ein paar Songs und treffe anschließend mitten in der Nacht im quirligen Berlin einen alten Freund aus Darmstadt, mit dem dann auch noch spontan ein Bier trinke. Grüße gehen raus an Nemo, der in diesem kaputten Jahr mit „540 Tage Liebe“ sogar eine neue Agentur gründete. Wir ziehen im Herbst nach und gründen mit „MANDARIN Care“ eine neue Agentur für die Digitalisierung der Wohlfahrt- und Sozialwirtschaft. Wann, wenn nicht jetzt.

Wir feiern den 1. Geburtstag unserer dritten Tochter und starten familiär in ein sehr intensives und forderndes Jahr. Wir machen das Beste aus Home Office und Home Schooling und surfen irgendwie durch die kräftezehrende Transformation von K1 zum augenrollenden Teeni, die übrigens eng gekoppelt ist an eine spürbare Affinität zu TikTok, Roblox und YouTube. K2, die durch das ehrgeizige Nacheifern ihrer 4-Jahre älteren Schwester schon Bücher liest, ist nicht gerade überfordert, als sie im Sommer eingeschult wird. K3 ist Maggie Simpson und läuft Schnuller kauend und Windel füllend durch das Rathsche Bühnenbild.
Nach meinem selbstgewählten Abschied beim roten Riesen trete ich in meiner neuen Aufgabe als Senior Konzepter Digital bei MANDARIN MEDIEN an. Im Rahmen des Onboardings fahre ich täglich nach Schwerin und werde wärmstens von den neuen Kollegen im Haus am See empfangen, wo ich eines abends mit meinem neuen Kollegen Jörn in das eiskalte Nass springe. Ohne es zu wissen gründen wir hiermit die #Eisbademeisters, mit denen wir im Dezember richtig „Welle machen“ werden.
Februar
Bei Team Orange, wie ich meine neue Company hier im Blog nenne, stoße ich zu dem Team, das beabsichtigt, eine neue Lösung für die interne Kommunikation zu bauen und auf den Markt bringen. Ich darf mich fortan um das Marketing kümmern und dabei auch meine Erfahrung aus dem Social Intranet-Projekt „OSPA Connect“ mit einbringen, das ich bei der OstseeSparkasse Rostock verantwortet hatte. Der Name ist Programm bei uns: Moin!
Wir nutzen die Zeit der Corona-Krise produktiv in den folgenden Monaten und launchen die moin! App im November. Im Podcast „Wellenrauschen“ des Journalisten Oliver Kramer spreche ich über meinen Wechsel von der OSPA zu MANDARIN, über meinen Auftritt mit Marteria im ausverkauften Ostseestadion und über mein neues Lieblingsthema „New Work“.
März
Die Arbeit im Home Office beginnt, was für mich bedeutet, dass ich im „Kinderzimmer-Coworking Space“ am Schreibtisch neben K1 arbeite. Für das Magazin inperspective des Büromöbelherstellers PALMBERG schreibe ich in einem Gastartikel über die Veränderung der Arbeitswelt durch den Beschleuniger Corona.
Meinen 40. Geburtstag, den ich Ende März feiern wollte, muss ich komplett absagen. Immerhin können wir im Sommer die Einschulung unserer mittleren Tochter im kleinen Kreis feiern.
Außerdem habe ich die Ehre, Tech-Blogger und Digital-Koryphäe Sascha Pallenberg zu interviewen, der aus seinem Office in Taiwans Hauptstadt Taipeh mit mir spricht.
April
Unser dänischer Oberbürgermeister Claus Ruhe-Madsen erklärt Rostock für coronafrei. Ich mache das Beste aus der Situation und laufe durch unsere menschenleere Stadt, die ohne Touristen wirkt wie eine strange Filmkulisse.
Am Ende des Jahres werde ich „nur“ 500 Kilometer gejoggt sein. Vorgenommen hatte ich mir mehr. Immerhin kommt im Winter mit dem Eisbaden eine weitere Sportart dazu.
Mai
Und noch mehr Podcasts. Im Format „Erste Generation MV“ plaudere ich mit den Hosts Judith Kenk und Manuela Heberer über die Themen „Familie und DDR“ und merke einmal mehr, wie gut es ist, die eigene Family als Top Prio für sich klar zu haben.
Außerdem halte ich eine Session bei der digitalen Version der re:publica und spreche über meine Sicht als #Dadof3 auf das Thema #NewWork. Auf Twitter ernte ich anschließend einen Mini-Shitstorm von einigen Feministinnen, die der Meinung sind, meine „Poesiealbumsprüche“ seien „ein Schlag ins Gesicht für alleinerziehende Mütter.“ Interessant.
Die Medien schreiben, dass Home Office erst durch Corona in Deutschland möglich geworden ist. Doch ändert sich damit auch das Verhalten? Was muss passieren, damit Chefs ihren Mitarbeitern wirklich vertrauen und wie können Unternehmen einen Digital Workplace gestalten, der Arbeit spürbar für alle Beteiligten verbessert?
Darüber diskutiere ich in einer sehr angenehmen Runde beim #iomtalk, dem digitalen Nachfolger der Konferenz IOM Summit, bei der ich u.a. meinem alten Weggefährte aus OSPA-Zeiten, Alexander Kluge, wieder treffe. Schöne Grüße an dieser Stelle.
Juni
Der Prototyp unserer moin! App steht endlich und wird fleißig getestet. Wir tüfteln ehrgeizig an einer neuen Kombination aus Messenger und Intranet, die so einfach, sicher und individuell sein soll, wie keine App in dem Bereich zuvor.
Im Fokus haben wir dabei kleine und mittlere Unternehmen, die sich über mehrere Orte zu unterschiedlichen Zeiten abstimmen müssen. So bunt wie unsere Crew sind auch die ersten Interessenten, unter denen sowohl wohltätige Vereine, als auch Filialisten und Wirtschaftsnetzwerke sind.
Juli
Ich erhalte spannende Antworten auf die aktuell Frage zu „Was kann New Work eigentlich heute leisten?“, als ich Inga Höltmann, eine der wichtigsten Frauen im Kontext „Neue Arbeit“ interviewe.
Das tue ich in unserem Office im Rostocker @Work Space, dem Coworking Space, in dem wir mit MANDARIN bis zum Oktober sitzen und arbeiten. Dort treffen wir im Sommer übrigens unseren Ost-Gottschalk 😉
August
Ein aufregender Familienmonat. K1 kommt an eine neue Schule und K2 wird eingeschult. Hach. Gott sei Dank können wir das im kleinen Kreis feiern.
Der Job ist tatsächlich so vielfältig, wie erhofft. Es ist sehr spannend, in unterschiedliche Branchen „reinzuschauen“ und mit dem geübten Blick von außen neue Optionen aufzuzeigen.
An dieser Stelle nochmal Danke für die gute Zusammenarbeit in diesem Jahr an die OSPA, die IHK zu Schwerin, das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung und die Dähn Dienstleistungs-GmbH.
Hat uns großen Spaß gemacht, euch zu den Themen Corporate Podcasting, E-Learning, Social Media und Interne Kommunikation zu beraten.
September
Gemeinsam mit Gert Mengel, dem Leiter der Rostocker Don-Bosco-Schule, plane ich eine digitale Meetup-Reihe rund um die Zukunftskompetenzen der Schüler. Dabei setzen wir von Anfang an voll auf Transparenz und Partizipation, bringen die gesamte Schulgemeinschaft, bestehend aus Lehren, Schülern und Eltern an einen Tisch und streamen unsere Sessions, zu denen wir bekannte Köpfe wie Margret Rasfeld und Raul Krauthausen einladen, auf YouTube live.
Auch agile Vordenker wie Conny Dethloff und die Sketchnoterin Luise Freese supporten uns. Feedback bekommen wir sogar aus Italien.
Leider komme ich in 2020 nicht mal annähernd auf meine 12 Bücher. Ich lese tatsächlich „Ernährungskompass“ von Bas Kast, „Deep Work“ von Cal Newport, „Work Rules“ von Lazlo Bock und eben „Start with Why“ von Simon Sinek. Wir könnten natürlich die Kinderbücher mitzählen, die ich K3 vorlese. Dann wären wir Rucki Zucki zweistellig.
Und moderieren macht mir immer mehr Spaß – sowohl bei MANDARIN Events als auch im Auftrag für Kunden. So darf ich zum Beispiel den großen Online Kongress von „mv-works“ interviewen, bei dem auch New Work-Award-Gewinner Lasse Rheingans als Speaker dabei ist.
Oktober
Meine Frau und ich feiern (zu Hause) unseren 9. Hochzeitstag. Ob wir unser 10. Jubiläum wie geplant mit vielen Verwandten und Freunden feiern werden? Hier ist was ich bisher über gute Partnerschaft gelernt habe:
In alter Verbundenheit zur Bankenwelt schreibe ich einen vielbeachteten Artikel im renommierten Bank Blog mit dem Titel „Warum New Work die große Chance für Sparkassen ist. Und warum Widerstände dazugehören“. Generell reflektiere ich meinen Move von der Sparkasse zur Agentur und teile das in dem Blogpost „Recap #TeamOrange: 9 Learnings aus 9 Monaten MANDARIN“.
Und ich erfülle mir einen Herzenswunsch , in dem ich meine zwei Top-Wunschgäste in meinen Podcast hole: meinen 89-jährigen opa und anschließend unseren dänischen Oberbürgermeister von Rostock.
November
Der November steht im Zeichen des Launches unserer moin! App.
Nachdem die Friseurkette Mad Cut den Anfang macht, kommen als erste Kunden auch der Unternehmerverband Rostock Mittleres Mecklenburg e.V. und die Region Rostock Marketing Initiative dazu. Wir haben Großes vor für 2021!
Außerdem verliert Donald Trump die Wahl.
Gut!
Und wir flashen immer mehr auf dieses Eisbaden und denken uns eines Tages eine Crowdfundig Kampagne aus. Wir beschließen: Wir wollen eisbaden und dabei etwas Gutes tun. In den nächsten Wochen sammeln wir mit Hilfe einer schnell wachsenden Community über 6000€ für den Kältebus der Obdachlosenhilfe Rostock.
Das fühlt sich mega an. Gemeinsam mit meinen Kollegen Jörn und David bauen wir die Marke „Eisbademeisters“ auf und können sowohl Radiosender wie Ostseewelle und Antenne MV als auch Multiplikatoren wie Monchi von Feine Sahne Fischfilet für unsere Sache gewinnen.
Dezember
Wir arbeiten auf Hochtour an unserer moin! App und freuen uns über reges Interesse aus ganz Deutschland. Unser Video zeigt: Uns geht es nicht nur um Software. Wir wollen ein neues Teamwork in den Unternehmen etablieren und weiter entwickeln. Natürlich mit Sicherheit 😉
Nebenbei treiben wir unsere Crowdfunding-Aktion der Eisbademeisters voran. Wir können Vereine, Künstler, Unternehmen und auch Medien begeistern, mitzumachen.
Und mitzubaden 🙂 Siehe Antenne MV.
Ich darf unseren dänischen OB Claus-Ruhe Madsen interviewen und ernte die meistgehörte Folge des Jahres. Weihnachten feiern wir im kleinen Kreis. Das Jahr endet ruhig, aber glaubt mir, in einem Haushalt mit 3 Kindern und 2 Schildkröten ist immer noch mehr als genug los. 🙂
Fazit
Wir wissen nicht, was alles auf uns zu kommt, aber wir schauen positiv nach vorne. Wir sind froh, dieses schwierige Jahr durchgespielt zu haben bis zum nächsten Level: 2021. Hauptsache wir bleiben gesund und verlieren unseren Mut nicht, Neues zu wagen. Dann kann Großes entstehen. Da bin ich überzeugt.
Wie war euer 2020? Schreibt mir gern einen Kommentar. Bin gespannt. Danke.