Recap #TeamOrange: 9 Learnings aus 9 Monaten MANDARIN

Ich wurde in den letzten Wochen oft gefragt, wie es mir in meinem neuen Job geht. Nach 4 Jahren Sparkasse war ich ja zum Jahreswechsel wieder auf Agenturseite gewechselt. War das nun ein guter Schritt gewesen rückblickend? Schließlich ist das Gras auf der anderen Seite des Hügels doch immer grüner bis man es sieht oder? Zeit für eine kleine Retro.

Mit der Veränderung ist es ja immer so eine Sache. Grundsätzlich hat man ja nichts dagegen, dass sich die Dinge verbessern. Nur aus der Komfortzone möchte man sich eigentlich auch nur ungern heraus bewegen. Vielleicht kennt ihr das.

Mir ging es ähnlich. Ich wollte mich zwar weiterentwickeln, aber fand tausend Gründe nichts zu ändern. Doch irgendwie war ich noch nicht da, wo hin wollte. Ich begann zu joggen und hatte mit einmal Zeit zu reflektieren. Zum Beispiel über die 1-Million-Dollar-Frage:

Was tust du in deinem Best Case Scenario?

So interessant die Aufgaben beim „Roten Riesen“ auch waren, mich reizte die Vorstellung, mich einerseits zu fokussieren auf meine Leidenschaftsthemen Digitale Kommunikation und Kollaboration und mich andererseits zu öffnen für neue Branchen.

Einiges ergab sich dann tatsächlich. MANDARIN plante die Eröffnung eines neuen Offices in Rostock und so wurde aus einem gedanklichen Change in kurzer Zeit eine Chance. Auch wenn das nicht jeder verstand.

Hit Refresh!

Sascha Pallenberg, einer der renommiertesten Tech-Blogger Europas, berichtete Ähnliches. Er wechselte 2017, für viele total überraschend, aus der Selbstständigkeit zum Konzern. Er verließ das von ihm über Jahre aufgebaute Magazin „Mobile Geeks“, um beim Daimler, einem Tanker mit mehr als 300.000 Mitarbeitern, neu zu starten. Bei mir im Podcast beschrieb er es so:

„Das haben nicht nur von außen viele nicht verstanden, sondern auch von innen.“ 🙂

Ende letzten Jahres hatte ich ja hier im Blog geschrieben, warum ich den roten Riesen verlassen und zu Team Orange wechseln wollte – und dafür überwältigendes Feedback bekommen. Was mir wichtig war: Es war kein „Weg von“, sondern mehr „Hin zu“. Mit der Sparkasse verblieb ich im Guten und bin es bis heute mit vielen smarten Köpfen aus der Sparkassen-Finanzgruppe.

Hier also nun mein persönliches „Was bisher geschah“.

Ich möchte euch in Zukunft auf jeden Fall mehr mitnehmen in unsere Projekte, auch weil das bei MANDARIN eben längst nicht nur Agenturgeschäft, sondern mittlerweile auch digitale Produktentwicklung ist. Wir haben da was in der Pipeline und mein Ziel ist es, Mecklenburg-Vorpommern deutschlandweit noch mehr auf die digitale Karte zu bringen. Denn hier geht was.

Eine Inspiration für das „Teilen des Weges“ war für mich schon vor Jahren der „3 Founders“ Blog der drei JIMDO-Gründer, die den Weg mit ihrem Startup sehr offen und ehrlich beschrieben, frei nach dem wunderbaren Motto: „Auch auf die Schnauze fallen ist eine Vorwärtsbewegung.“ Die Credits für diesen Jahrhundertspruch gehen übrigens an den Journalisten Oliver Wurm, dessen Bibelmagazin ich mal hier im Blog vorstellte.


Hier sind 9 Learnings, die ich aus den ersten 9 Monaten bei MANDARIN MEDIEN aka #TeamOrange gezogen habe.

  1. Agentur und Familie – das muss sich nicht mehr beißen.

Tatsächlich bekam ich ja den einen oder anderen Spruch, als ich im Oktober 2019 verkündete, wieder auf Agenturseite zu wechseln. Als Vater. Von 3 Kindern. Wie konnte ich nur? Die Sparkasse war doch (Achtung) eine sichere Bank.

Vor 10 Jahren war es zu meiner Zeit in Hamburg bei DDB und Scholz & Friends tatsächlich noch schwierig als junger Vater, weil sich Endzwanziger allzu gern über Überstunden profilierten und Bilder posteten, auf denen Pizzareste inszeniert wurden mit Sprüchen wie „Still at work“ oder „Agencylife“.

Statussymbol Überstunde.

Das braucht man heute keinem jungen Menschen mehr anbieten. Der dreht sich einfach um und geht wieder raus.

Tatsächlich habe ich bei MANDARIN (endlich) die Möglichkeit, sehr flexibel zu arbeiten. Was Microsoft öffentlichkeitswirksam als Vertrauensarbeitszeit und -ort verkauft ist hier schon lange Normalität. Und das hilft, wenn man mit #Homeschooling & Co alle Hände voll zu tun hat.


2. Endlich Montag. Hier arbeiten tatsächlich sehr viele Leute sehr gern.

Ohne jetzt schwarz-weiß zu malen, aber aus meiner Sicht gibt es einen Unterschied zwischen der Arbeit bei einer mittelständischen Organisation und einer Agentur mit 70 oder 80 Leuten. Ich habe bei der Sparkasse mit vielen kreativen, motivierten Kollegen zusammengearbeitet, doch es gab es eben auch diejenigen, die Arbeit wie „eine milde Krankheit“ erleben. Die schon am Mittwoch dem Wochenende entgegen fieberten. Die unzufrieden waren und dann manchmal auch gingen. Oder noch schlimmer: nicht gingen und innerlich kündigten. Laut Gallup-Studie sind das alarmierende 16%!

Unzufriedenheit mag es bei #TeamOrange auch hier und da geben, aber ich erlebe es in Summe trotzdem etwas anders. Man merkt, dass die Leute hier für ihren Job brennen und das liegt wohl auch daran, dass sie hier mitgestalten dürfen und Führung auf Augenhöhe nicht nur gepredigt, sondern praktiziert wird. Das kommt übrigens ziemlich gut rüber in diesem neuen Film von mv-works.

Spannend finde ich am Ende des Tages die Frage, was die Mitarbeiter eigentlich motiviert. Ich habe ja gerade das Buch „Start with Why“ von Simon Sinek gelesen (und darüber gebloggt) und dadurch noch einmal richtig verstanden, dass Boni und Prämien maximal kurzfristig motivieren. Was langfristig wirkt ist eine gemeinsame Ausrichtung, ein klares WARUM und WOZU. Bei #TeamOrange steht zum Beispiel im Mission Statement:

Die Agentur ist ein Ort an dem man berufliche Zufriedenheit und Erfüllung findet. Hier wächst man über sich hinaus, bestimmt mit und trägt etwas Sinnvolles bei.“

Wenn also der Mitarbeiter als Mensch gesehen und nicht als humane Ressource verwendet wird, dann trägt das mit Sicherheit positiv zur Kultur bei, wenn gleich es natürlich immer wieder Themen gibt, die man weiterentwickeln muss. Gerade, wenn man wächst, doch dazu später mehr.


3. Die Vielseitigkeit der Projekte ist der Knaller. (Wenn man neugierig ist.)

In meinem Podcast hatte ich Agenturchef und Autor Markus Albers Mal gefragt, was für ihn den Reiz ausmacht, bei einer Agentur zu arbeiten. Seine Antwort bestätigte mein Vorhaben:

„Man kann halt einfach cooles Zeug machen kann und lernt jeden Tag was anderes.“

Ohne Quatsch. Kunden zu beraten macht wirklich Bock, weil man in unterschiedliche Zusammenhänge abtauchen kann. So war ich zum Beispiel kürzlich für die Hanse- (und so viel Zeit muss sein) Universitätsstadt Rostock im Einsatz. Hintergrund: Im Rahmen der Bundesgartenschau, die 2025 rund um den Stadthafen (hoffentlich) stattfinden wird, ist ein brandneuer, grüner Stadtteil geplant.

Wir bekamen den Job, für das sogeannte „WarnowQuartier“ eine Seite zu bauen, auf der die Bürger ihre Ideen dazu abgeben konnten. Also hatte Herr Rath einen Termin im Rathaus und diskutierte mit Stadtplanern über die Kommunikation eines Projektes, das in Deutschland wegweisend sein wird. Gibt Schlimmeres. Wenn man neugierig ist.

4. Wo Agentur drauf steht ist längst nicht nur Agentur drin.

So spannend Agentur auch sein kann, so sehr flasht es mich, bei einem neuen Startup-Projekt dabei zu sein. Was viele gar nicht wissen: In Schwerin werden seit einigen Jahren auch digitale Produkte gebaut. Auf der grünen Wiese sozusagen. Dabei ist unter anderem JUTTA entstanden, die App für die Pferde-Community. Oder ein Corona-Projekt für die Landeshauptstadt. Als ich nach meiner Elternzeit Ende Januar an Bord kam durfte ich in ein brandneues Projekt einsteigen: die moin! App.

Wie sich herausgestellt hatte ist die interne Kommunikation bei vielen Organisationen nach wie vor eine Riesenbaustelle. Einige nutzen WhatsApp mit schlechtem Gewissen aufgrund der Datenschutzproblematik, einige schlagen sich noch mit E-Mails rum, obwohl sich längst rumgesprochen hat, dass eine offene und vernetzte Kommunikation nur mit flexiblen Collaboration-Tools möglich ist. Und wieder andere kämpfen mit Microsoft Teams & Co, was auf Konzernebene Sinn macht, wenn man so wie Otto mit Fabian Schütz einen Adoption-Experten beschäftigt, der rumreist und allen Kollegen erklärt wie es geht.

Doch was ist mit all den kleinen und mittleren Companys, die weder die Zeit noch den Nerv haben? Die einfach nur loslegen wollen? Für die wollten wir etwas bauen. Eine Lösung, die mobil funktionieren sollte, aber auch im Browser nutzbar wäre. Die sich funktional den individuellen Wünschen anpassen und über eine engagierte Begleitung auch kulturell im Unternehmen implementieren ließe.

Stand heute ist dieses Baby, das wir bald auf den Markt schmeißen wollen (excuse my french) in der finalen Testphase und die ersten Reaktionen unserer Early Bird-Interessenten sind mehr als vielversprechend. Und ohne jetzt zu viel zu verraten: Wir glauben, da was Großes in der Pipeline zu haben. Und es macht riesig Spaß, da mit unserem bunten Team aus Entwicklern, Designern und Strategen dran zu tüfteln.

Folgt gern für mehr zu moin! auf LinkedIn, Twitter, Instagram oder Facebook.


5. Man trifft zwischendurch Legenden.

Seit September 2019 gibt’s ja das Rostocker MANDARIN Office im @work Space in der Deutschen MED. Dort sitzen u. a. Startups wie Zasta, aber auch Agenturen wie die Cityhelden.

Und so läuft einem auch mal jemand vor die Flinte, mit dem man nicht unbedingt gerechnet hätte. Wie zum Beispiel der Ost-Gottschalk Wolfgang Lippert aka Lippi.


6. Wachstum ist eine Challenge.

Jeder, der eine Company aufbaut wird es kennen. Wenn der Laden wächst, wenn neue Köpfe dazu kommen, die unbequem Dinge hinterfragen, dann stellt sich die Frage:

Wie wollen wir uns zukünftig organisieren?

Daran gemeinsam zu arbeiten ist spannend, weil es natürlich keine objektive Wahrheit gibt, sondern nur ein gemeinsames Trial and Error. Dazu gehört Reibung, Feedback und Mut, Neues auszuprobieren. Mit immerhin 83 Mitarbeitern ist das schon ein anderer Schnack als mit 10 oder 15.


7. Aus der Region für die Region. Ist ja wie bei der Sparkasse.

Ich fand den Grundgedanken der Sparkassen immer gut und hätte nie für eine andere Bank gearbeitet. Die OSPA gibt allein 2 Mio. Euro jedes Jahr für die Region aus in Form von Spenden und Sponsorings und sonstigen Förderungen. Im Zuge dessen wurde zum Beispiel auch die Crowdfunding-Plattform „99 Funken“, auf der Vereine Projekte einstellen können, gelauncht.

Apropos Vereine. Das „Teamsport MV“-Projekt, das wir als Agentur gemeinsam mit den größten Vereinen des Landes Mecklenburg-Vorpommern auf den Weg brachten zeigt es ganz gut: Es geht um eine gemeinsame Verantwortung und um vernetzte Zusammenarbeit im Land.

Genau aus diesem Grund initiierten wir dieses einmalige Bündnis der Sportgiganten, bei dem vom FC Hansa, über die Seawolves und Griffins bis hin zum SSC Palmberg alle Großen teilnahmen und brachten das Thema in die Öffentlichkeit mit dem Ergebnis, dass das Land doch tatsächlich noch in die Tasche griff, um zu unterstützen. Checkt dazu auch mal die Seite, die wir ohne Beauftragung konzipierten und umsetzten. Vom Logo über den Claim bis zum Online Marketing.

Oder das einmalige E-Commerce-Projekt „MV-handelt“, bei dem regionale Shops aus M-V kostenlos einen Onlineshop bekamen in der Krise, was wir mit unserer Social Media Power gern unterstützten. Die OSPA war auch als Sponsor dabei und so schließt sich dann manchmal der Kreis. Solche Aktionen sind keine Seltenheit und das finde ich gut.


8. LERNEN wird groß geschrieben.

Dazu gehört dann auch ganz praktisch, dass jeder Mitarbeiter sich weiterentwickeln kann und dazu satte 4 Stunden bekommt. Jede Woche. Ich zum Beispiel komme ja aus der Social Media-Ecke, und habe nun die Möglichkeit, mich auf das Thema zu konzentrieren, das ich zukünftig in MV bewegen möchte: New Work und Transformation.

Seit September bin ich nun Teil von MANDARIN Talent, der Unit, die sich darum kümmert, Talente zu finden und zu (ver-)binden. Als „Head of Digital Transformation HR“ werde ich neben dem Pushen der moin! App Unternehmen dabei helfen, die eigene Kultur zu entwickeln, um den digitalen Wandel erfolgreich zu meistern. Das geht übrigens auch mal vom See aus. 🙂


9. Schwerin ist gar nicht so übel 😉

Als Rostocker ist man ja traditionell arrogant. Hansestadtmäßig 😉 Doch in den letzten Monaten habe ich Schwerin nochmal ganz neu kennengelernt. Das imposante Schloss, die Altstadt und natürlich das „Haus am See“, der Kreativzentrale von MANDARIN.

Lässt sich schon aushalten dort am Wasser. Auch wenn so ein Binnensee natürlich immer zum großen Bruder, der Ostsee, aufblickt 🙂

Fazit

Selbstverständlich gibt es in jedem Job Licht und Schatten. Es ist immer das Gesamtpaket, wie Bloggerin Sophie Lüttich bei mir im Podcast sagte. Daher will ich die Dinge auch gar nicht direkt vergleichen, sondern einfach nach vorne schauen und mit meiner neuen Crew etwas Großes aufbauen. In Rostock, in Mecklenburg-Vorpommern und vielleicht sogar über die Grenzen hinaus.

Und natürlich wird auch die Verbindung zur Bankenbranche bleiben, denn irgendwie ist mir der rote Riese auch ans Herz gewachsen. Der Platzhirsch ist zum Underdog geworden und muss nun die digitale Transformation vernünftig gestalten, um endlich wieder zu punkten. Ich mag Underdogs und würde dem roten Riesen gern noch mal hier und da weiterhelfen. Mit gesundem Abstand.

Gabriel Rath

Ich bin Gabriel, Rostocker Jung`, verheirateter Vater von 3 kleinen Töchtern und kreativer Kopf mit einer Vorliebe für Digitale Kommunikation und New Work. Seit 2018 mache ich den Podcast "New Work Chat". Hier im Blog schreibe ich über mein Leben zwischen Kinderzimmer und Digital Workplace.

2 Antworten auf „Recap #TeamOrange: 9 Learnings aus 9 Monaten MANDARIN

  1. Hallo Gabriel,
    toller Beitrag den Du da verfasst hast. Der Beitrag passt in die neue Zeit und in die neue Arbeitswelt. Die Zeiten der Führungspatriarchen ist so langsam Geschichte. Bei einem Bericht über die die Firma Haribo dessen Gründer Harald Riedel
    alle Fäden in der Hand hat, kann man es nachvollziehen, dass in Zukunft nur eine moderne Firmenstruktur Erfolg haben kann.

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