Facebook war gestern. Die neuen Lieblinge im Social Web. (T3N-Gastartikel)

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Dieser Blogpost erschien bereits als Gastartikel der aktuellen Printausgabe (32) der geschätzten T3N. Außerdem ist er online auf der Website von T3N erschienen. Das Thema „Facebook war gestern“ wird ja derzeit heiß diskutiert. Ist Facebook noch cool? Sollten Unternehmen auf Alternativen setzen? In meinem Artikel zeige ich Einsatzmöglichkeiten auf, wie man als Unternehmen abseits von Facebook (und übrigens auch Google+) im Social Web agieren kann. Freue mich auf eure Kommentare.

T3N Ausgabe 32 mit Artikel von Gabriel Rath

Pinterest, Vine und Co. Social Media außerhalb von Facebook nutzen.

Noch vor 3 Jahren versuchten Social Media Berater Unternehmen von der Wichtigkeit einer eigenen Facebook-Seite zu überzeugen. Heute ist eine eigene Fanpage im größten sozialen Netzwerk für die meisten Unternehmen Normalität. Es stellt sich allerdings eine andere Frage: War das alles?

Like it or not. Social Media ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Kinder kommentieren den Facebook-Status ihrer Freunde morgens im Schulbus, während die Eltern per Facebook-Chat schon einmal einen Babysitter für das Wochenende organisieren. Wir gratulieren unseren sogenannten Freunden bei Facebook zum Geburtstag und liken anschließend eine originelle Status-Meldungen ohne bewusst zu registrieren, dass einige Posts von Unternehmen stammten. Die Grenzen zwischen privaten und kommerziellen Absendern verschwimmen. Unternehmen gehören irgendwie dazu. Es ist Normalität.

coffee with foam in like form Ist die Facebook-Fanpage die neue Homepage?

Als Unternehmen ist es wichtig, online sichtbar zu sein. Interessenten und Kunden sollen meine Firma finden, und zwar ohne Umwege. Galt man als Unternehmer noch vor 5 Jahren als Exot mit einer Facebook-Brand-Page und wurde von den Wettbewerbern belächelt, so ist es heute eher umgekehrt. Wer kein Profil bei Zuckerbergs Social Network hat findet fast nicht mehr statt. Facebook ist Mainstream. Es ist keine Frage, ob das gut oder schlecht ist. Es ist Realität.

Wer auffallen will, muss anders sein.

Es ist nicht leicht, in der Flut der Postings, die permanent die Facebook-Timeline herunterlaufen, aufzufallen. Wer aus Zeitgründen lange selber nichts gepostet hat, wird für die niedrige Interaktion von Facebook mittlerweile sogar abgestraft, so dass die nächsten Beiträge weniger Fans eingeblendet werden. Es ist schwer am Ball zu bleiben und bei Facebook aus der Masse herauszustechen, wenn man nicht zufällig über sechsstellige Etats für Social Media Kampagnen verfügt. Daher drängt sich die Frage nach flexiblen Alternativen auf. Welche soziale Netzwerke eignen sich neben Facebook noch noch für mein Unternehmen? Welche praktische Erfolgsbeispiele gibt es?

Social Media in 2013. Die Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten.

Von A wie Anobii bis Z wie Zooppa. Es gibt mittlerweile tatsächlich für jeden Buchstaben des Alphabets mindestens ein social network. Da fällt es natürlich schwer, das richtige und vor allem relevante Netzwerk zu erkennen, mit dem die eigene Zielgruppe erreicht werden kann. Daher seien im Folgenden einmal die vier Dienste praktisch vorgestellt, die als ernsthafte Alternativen und Ergänzungen zu Facebook in Erwägung gezogen werden sollten.

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1. Pinterest. Die Showbühne des E-Commerce.

Das erst 2011 gegründete Network Pinterest ist der neue Shootingstar am Himmel der Social Networks. Es hat in den letzten Monaten aufgrund seines rasanten Wachstums soviel Aufmerksamkeit erlangt, wie kein zweites Netzwerk. “Es geht darum, Dinge zu sammeln und zu teilen, die man liebt.“ so Pinterest-Gründer Ben Silbermann. Die mittlerweile weltweit fast 50 Millionen User pinnen Bilder und neuerdings auch Videos, die sie interessant finden, auf eigene Boards. Mithilfe dieser virtuellen Pinnwand kann man nun nicht nur zeigen was man mag, sondern auch was man kann. Und genau hier kommt das Marketing ins Spiel. Die Macht der Bildersprache ist für Unternehmen natürlich sehr attraktiv. Das relativ neue Programm „Pinterest Business“ bietet Unternehmen die Möglichkeit, mit einem Corporate Profile dabei zu sein und die eigenen Statistiken detailliert auszuwerten. Schließlich will man am Ende des Monats auch wissen, was der Einsatz gebracht hat. Die Frauenquote der Nutzer liegt allein übrigens bei über 80%, so Tech-Magazin Mashable. Onlineshops wie Zalando.de, die erfahrungsgemäß einen hohen weiblichen Kundenanteil haben, setzen daher konsequent auf Pinterest. Ein weiteres Erfolgsbeispiel ist die erfolgreiche Shopping Plattform  Etsy.com, das nach Google derzeit die meisten verlinkten Pins überhaupt vorweisen kann. Präsentiert werden nicht nur eigene Produkte, sondern auch sogenannte Gast-Pinner, die eigene Beiträge pinnen, und so den gesamten Kanal unterhaltsam erweitern. Fashion Retailer haben die boomenden Bilder-Netzwerke wie Pinterest, aber auch Instagram längst für sich entdeckt. Im Gegensatz zu Instagram ist die Integration von E-Commerce allerdings bei Pinterest weitaus vielversprechender. Pinterest ist die perfekte Showbühne, übrigens auch für Unternehmen wie den Reisevermittler Lonely Planet. Auf über 60 Boards stellt der australische Reiseführer nicht nur spannende Urlaubsziele vor, sondern präsentiert thematisch passend dazu das richtige Buch, das man wahlweise als Print oder auch PDF online erwerben kann.

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2. Vine. 6 Sekunden für den Fame.

Als Twitter im Januar die Video-App Vine vorstellte, ahnten die wenigsten, dass sich diese 6-Sekünder auch für Unternehmen gut einsatzen lassen würden. Wie bei anderen Networks geht es auch bei Vine darum, einen Mehrwert zu bieten. Dieser kann zum Beispiel erklärenden Charackter haben. Unter dem Hashtag #sixsecondcocktail twitterte Bacardi kürzlich ein sechssekündiges How-To-Video, in dem man zeigte, wie ein Cuba Libre gemacht wird. Das kam an bei der Zielgruppe, denn es war unterhaltsam. Das Magazin Tech Mag setzte auf Exklusivität und teaserte die neue, eigene iPad-App in einem Vine-Video an. Spielehersteller NoodleCakeGames präsentierte der Fangemeinde in einem Vine-Tweet vorab sogar einen neuen Game-Charackter. Während man bei YouTube bei der Erstellung von Videos nicht auf eine zeitliche Begrenzung achten muss, steht man bei Vine vor der Herausforderung, innerhalb des engen Zeitrahmens wirklich kreativ zu werden. Es geht nicht um große Budgets, sondern um gute Ideen. Genau das macht den Charme für kleine Unternehmen aus. Der amerikanische Fashion-Retailer Nordstrom schaffte es sogar, einen viralen Hit zu landen. Im einem 6-Sekünder reichten Mitarbeiter, die jeweils auf einem einzelnen Handyscreen zu sehen waren, sich gegenseitig einen Puma-Schuh weiter. Entscheidend für den Erfolg ist natürlich immer die Umsetzung, so wie bei einem Werbespot. Originalität kommt allerdings an. Das Wall Street Journal richtete sogar eine eigene Microsite ein, um Vine-Tweets und Instagram-Postings zur Fashionweek 2013 wiederzuspiegeln. Es bleibt abzuwarten wie populär der Einsatz von Vine-Tweets zukünftig sein wird. Spätestens wenn Twitter die App auch für das Goofgle-System Android veröffentlicht, wird der Bekanntheitsgrad mit Sicherheit deutlich ansteigen. Das Tribaca-Filmfestival präsentierte schon jetzt die besten “Six Second Movies” und bewies, das in der Kürze die Würze liegt – so wie bei Twitter.

vine-logo

3. Foursquare. Online einchecken, offline profitieren.

Für die “Generation Smartphone” ist es heute selbstverständlich, den eigenen Standort über GPS zu bestimmen und sich von A nach B navigieren zu lassen. Wer zudem nützliche Tipps über Shoppingmöglichkeiten in der Nähe sucht, wird bei Foursquare fündig. Was für unsere Eltern noch die Gelben Seiten waren, bietet sich uns heute komfortbabel in Form einer simplen App. Diese Nutzen bieten auch andere Anbieter wie zum Beispiel Qype. Foursquare ist allerdings durch die eingebauten Spielmechanismen am erfolgreichsten. Gerade für die sogenannten “Local Businesses”, zum Beispiel Cafés und Restaurants ist der Einsatz interessant, denn endlich können Kunden für den Besuch belohnt werden. Diese dürfen sich mit einem positiven Kommentar bei Foursquare natürlich gerne revanchieren. Durch die Vergabe von Punkten und Auszeichnungen für die getätigten Check-Ins wird die reale Welt für den User zum virtuellen Spielplatz. Dieser kann sich direkt mit seinen Freunden messen und sieht wo und auch wie oft das Netzwerk sich aufhält. Gamification ist das offene Erfolgsgeheimnis. Unternehmen können sich nicht nur mit einem Profil präsentieren und Tipps schreiben, sondern auch durch Rabatt-Aktionen auffallen. Starbucks belohnt das Einchecken der Kunden bei Foursquare zum Beispiel, in dem der Mayor, also derjenige mit den meisten Check-Ins, vielerorts Gratiskaffee erhält. Provider O2 bot an, Neukunden nach Nachweis eines Check-Ins einen Rabatt auf Handyverträge zu spendieren. Außerdem nahm man als Besucher eines O2-Stores nach einem Check-In automatisch an einem Gewinnspiel teil und bekam einen Zalando-Gutschein als Rabatt-Code per SMS ugeschickt. Foursquare kann dabei helfen,  Kunden und Interessenten über Weiterempfehlungen als Markenbotschafter zu gewinnen. Der Slogan des Business-Programms von Foursquare ist übrigens: Get more people walking throuh your door. Bei der Lufthansa kann man seit Sommer 2012 auch mobil einchecken und Mayor auf einer Flugstrecke werden. Der Anreiz ist so simpel wie effektiv: Bonusmeilen.

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4. Tumblr. Let´s have fun.

Das sich ein Corporate Blog als integrierter Kanal zur One-to-many-Kommunikation lohnt, hat sich mittlerweile rumgesprochen. Wer ohne technische Vorkenntnisse eigene Inhalte veröffentlichen möchte, die den Rahmen bei Twitter oder Facebook schon rein platztechnisch sprengen würden, der sollte sich unbedingt Tumblr ansehen. Das von Gründer David Karp 2007 veröffentlichte Blogsystem zählt mittlerweile 102 Millionen Blogs (April 2013). Sowohl die Sesamstraße ist offiziell dabei als auch das Rolling Stone Magazin. Das Design ist weniger  textlastig, lässt eher Raum für große Bilder und GIF-Animationen, die bei Tumblr schon so manchen Running Gag, genannt Meme, haben entstehen lassen. Dabei entwickeln sich dann auch schon mal absurde Serien wie kimjongillookingatthings.tumblr.com, bei dem der nordkoreanische Diktator auf die Schippe genommen wird. Der Entertainment-Faktor steht bei vielen Tumblr-Blogs klar im Vordergrund. Auch Magazine wie GQ oder die New York Times sind sich dessen bewusst und folgen dem einfachen “Infotainment-Prinzip”, indem sie gleichsam unterhaltsamen und informativen Content posten, der aber in jedem Fall auf den ersten Blick verstanden werden kann. Es geht nicht um komplexe Erklärungen, sondern um vereinfachte Darstellungen. IBM zum Beispiel postet Infografiken, Produktvideos und Artikel und bleibt dabei vergleichsweise sachlich und nüchtern. Universal Music hingegen postet neue Videos, Bilder und News eigener Künstler, und verlinkt dabei gerne zu Spotify oder dem  iTunes-Store. Schließlich soll hier am Ende des Tages auch noch konsumiert werden. Das Evernote-Deutschland zeigt, wie man auch als Saas (Software as a service) einen Tumblr-Blog bedienen kann und dabei Kundenservice betreibt. Gepostet werden sowohl neue Features als auch Tipps und Tricks, die dem User helfen, mit dem Produkt zu arbeiten. Dieses Lern-Effekte fallen dem Besucher allerdings nicht schwer, da sie in einem angenehmen Umfeld stattfinden. Tumblr means “Have Fun”. 6_Tumblr GQ

Fazit:

Natürlich ist die Nutzung sozialer Medien für alle Unternehmen auch eine Frage der Zeit. Nicht zuletzt daher sträuben sich viele Firmen, neben einer Facebook-Seite auch ein Profil in einem anderen Network zu betreiben. Auf der anderen Seite ist jedes Engagement ein Investment in das Unternehmen. Wer lernt mit Social Media zu arbeiten und das Feedback von Kunden und Interessenten zu verwerten, der kann nachhaltig optmieren. Es geht allerdings nicht darum, in allen Netzwerken aktiv zu sein. Die Frage ist und bleibt: Wo erreiche ich meine Zielgruppe am besten? Worauf konzentriere ich mich? Was kombiniere ich? Der richtige Mix machts. Facebook wird auf absehbare Zeit das wichtigste und größte Netzwerk bleiben. Um als Unternehmen jedoch aus der Masse herauszustechen, eignet sich  gerade der Einsatz von Pinterest, Tumblr und Co. Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich also. Die Zukunft liegt in den Händen der Jäger.

Links:

http://www.socialmediastatistik.de/pinterest-wachstum-in-deutschland-spurbar/

http://techcrunch.com/2013/03/22/finally-someone-figured-out-how-to-use-vine/

http://t3n.de/news/check-ins-foursquare-452688/

http://t3n.de/news/phanomen-tumblr-mehr-pageviews-wikipedia-333025/

https://gabrealness.wordpress.com/2011/12/14/10-grunde-warum-vimeo-cooler-ist-als-youtube/

http://www.urlesque.com/2008/10/31/tumblr-tastic-top-13-the-best-tumblr-meme-blogs/

http://instagram.com/p/bg7kCViw1O/

3 Antworten zu „Facebook war gestern. Die neuen Lieblinge im Social Web. (T3N-Gastartikel)”.

  1. […] Media Marketing zu halten, wobei ich aus der Praxis unseres Startups erzählte. Im Mai erschien mein dreiseitiger Gastartikel über das Thema “Facebook-Alternativen” in dem von mir seh…. Im Juni zog ich mit meiner Frau, die mittlerweile ziemlich schwanger war, aus dem geliebten […]

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  2. […] sowie MySpace? Welches Social Network hat das Zeug dazu? Ich hatte 2012 bereits im T3N-Magazin einen Artikel dazu geschrieben und einige Kandidaten vorgestellt. Abhängig ist die richtige Wahl natürlich von der Zielgruppe, die man ansprechen möchte. Das kann […]

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  3. […] Gabriel Rath   根據加拿大WiFi使用資料顯示,加拿大人連上WiFi後幾乎都在滑臉書,且登入次數屬於世界之冠。 […]

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