Im Sommer bekam ich die erfreuliche Anfrage des Instituts für neue Medien Rostock, ob ich nicht im Wintersemester einen Workshop zum Thema „Blogging“ halten würde. Da ich selber seit 10 Jahren blogge – privat wie beruflich – sagte ich gern zu und erarbeitete in der Vorbereitung 10 Fragen, die sich jeder stellen sollte, der mit dem Bloggen starten möchte.
Here we go!
1. Was zum Geier ist überhaupt ein Blog? Und was nicht?
Um zu wissen worauf man sich überhaupt einlässt hier nochmal ganz kurz eine Erklärung: Ein Blog ist ein Mix aus World Wide Web und Logbuch. Tatsächlich gab es ursprünglich die Idee, online ein Journal über persönliche Erfahrungen – wie ein Tagebuch – zu veröffentlichen. Der „Protokollant“ wird dementsprechend Blogger genannt. Schon auf der ersten Website ever von Internet-Pionier Tim Berners-Lee wurde 1990 eigentlich schon gebloggt.
Noch heute erkennt man die typische Struktur eines Blogs an der chronologischen Reihenfolge der Beiträge, die aus der Ich-Perspektive geschrieben werden. Die Kommentarfunktion ist fester Bestandteil und bietet dem Lesern die Möglichkeit, Feedback zu äußern.
Mittlerweile gibt es viele Unternehmen, die sogenannte Corporate Blogs anbieten – nicht selten allerdings ohne persönliche Note und ohne Kommentarbereich. Das sind streng genommen eigentlich keine Blogs.
2. Was sollte mich zum Bloggen motivieren? Und was nicht?
Natürlich tun es mittlerweile nicht wenige in der Hoffnung, Geld damit zu verdienen, doch das ist die falsche Motivation und wird dich nicht tragen. Blogging ist etwas für dich, wenn du Spaß am Schreiben oder Fotografieren hast.
Es geht nicht primär darum, sich zu verkaufen oder zu bewerben. Für den Blogger geht es darum, etwas zu kreieren, etwas mit anderen zu teilen und sich mit dem Leser dann darüber auszutauschen und etwas voneinander zu lernen.
Share, connect, create, inspire.
3. Worüber sollte ich bloggen?
Frag dich am besten mal folgendes: Was interessiert mich? Dann geh über zu: Womit kenne ich mich besser aus als andere? Und dann wäre da noch: Gibt´s zu meinem Thema schon Blogs oder schaffe ich da vielleicht sogar was Neues?
Kurz gesagt: Mach worauf du Bock hast, aber kopiere bitte nichts was es schon gibt. Egal ob thematisch oder stilistisch. So einzigartig wie du bist sollte auch auch dein Blog sein.
4 Wo kann ich bloggen?
Ich selber hatte irgendwann 2005 auf myspace angefangen über meine Musik zu bloggen. Gegen 2008 startete ich bei Posterous, die dann leider als Dienst aufgaben, und kam dann zu Tumblr, wo ich immer noch gelegentlich etwas poste. Irgendwann waren mir dann die begrenzten Möglichkeiten zu wenig und ich startete bei WordPress, wo ich bis heute geblieben bin.
Heutzutage kann man natürlich überall bloggen. Auf Instagram, Facebook, Twitter, per Audio in einem Podcast oder per Vlog auf YouTube. So kann jeder das wählen, was ihm liegt. Zum Starten empfehle ich WordPress – weil es easy ist und viele Optionen bietet.
5 Welchen Namen sollte ich wählen?
Es wäre schon gut, wenn der Titel deines Blog etwas mit deinem Content zu tun hätte. Er sollte neugierig machen, möglichst kurz und knackig sein und gut im Gedächtnis bleiben. Natürlich kannst auch einen Namen wählen, der mit deinem Thema so gar nichts zu tun hat. So heißt ja einer der bekanntesten Tech-Blogs zum Beispiel stadt-bremerhaven. In dem Fall musst du natürlich doppelt powern, damit die Brücke zu dir sich einprägt. Dann kann es natürlich auch ein Alleinstellungsmerkmal sein.
Sonderzeichen bitte nicht verwenden. Stattdessen unbedingt checken, ob der Name als Domain einer Website und in Social Media noch zu haben ist.
6 Wie setze ich einen Blog auf?
Sagen wir mal, du startest mit WordPress. Hier kannst du am Anfang wählen zwischen der kostenlosen Online-Variante, bei der du auf hunderte Templates zugreifen kannst (wordpress.com) oder der Hostingvariante, bei der ich das CMS WordPress auf einem Server installiere. Hier muss man sich aber ein bißchen auskennen. Daher empfehle ich für den Start Variante 1.
Du registrierst dich also mit deinem Namen und bekommst dann erstmal eine Domain á la http://www.xyz.wordpress.com. Diese Adresse kannst du später mit einem Upgrade individualisieren. Dann gehst du in den Template-Shop und kannst zwischen unzähligen Designs wählen. Wenn du dich für ein Template entschieden hast kannst du deinen ersten Blogartikel schreiben. Bilder und Dateien dafür lädst du über die Mediathek hoch. Bloggen kannst du auch über die mobile App.
7 Wie designe ich meinen Blog?
Nachdem du dich für ein kostenfreies oder -pflichtiges Design entschieden hast kannst du noch eine Menge gestalten. Du passt dein Blogdesign nach deinen Vorstellungen an. Dazu hast verschiedene Optionen. Im oberen Bereich wäre da der Header, in dem du eine Grafik oder auch einfach nur den Namen deines Blogs einstellen kannst. Dann gibt es die Möglichkeit, mit Widgets zu arbeiten. Da sind Anwendungen, die du auf deinem Blog integrieren kannst. Da wären z. B. Widgets für Texte, Bilder, HTML, Facebook, Instagram, Kalender, Tag Cloud, Archiv etc etc. Du kannst die in der Seitenleiste oder auch im Footerbereich ganz unten einsetzen.
Darüber hinaus kannst du auch die Schrift deines Blogs und deren Größe einstellen. Ich selbst habe hier auch schon viel experimentiert. Es ist erstaunlich wie unterschiedlich ein Blog durch die Schriften wirken kann.
Last but not least designst du deine Blogartikel. Wähle dazu Bilder, Videos und mehr. Lockere deine Blogposts auf. Mach sie gut lesbar.
8 Was muss ich rechtlich beachten bevor ich meinen Blog veröffentliche?
Beachte die Impressumspflicht. Hier kannst du dir dein eigenes Impressum online bauen. Wenn du Datenauswertungsdienste wie Google Analytics nutzt musst du das dem Leser anzeigen. Dazu gib bitte eine Datenschutzerklärung an. Bei mir sieht das so aus. Wenn du irgendwann eine Reichweite aufgebaut hast und auch Unternehmen auf dich zu kommen musst du alles was du annimmst auch kennzeichnen. Sogenannte Sponsored Posts müssen werblich gekennzeichnet sein. Solltest du irgendwann wiederholt Einnahmen generieren, z. B.über Werbung auf deinem Blog, musst du das dem Gesetzgeber anzeigen und ein Gewerbe anmelden.
Bilder darfst du nur von einsetzen, wenn sie a) dir gehören b) zur freien Verwendung bereit stehen oder du sie c) gekauft hast. In Fall b) und c) solltest du immer den Urheber mit angeben.
Weiterführend empfehle ich folgende Keynote: „Bloggen und Recht – Was man i 2017 wissen muss!“
9 Wie schreibe ich einen erfolgreichen Blogartikel?
Los geht´s also mit dem ersten Blogpost. Darin könntest du zum Beispiel schreiben, wer du bist, warum deinen Blog startest und was du vorhast. Wenn es danach an den ersten richtigen Artikel geht solltest du dir ein paar Gedanken machen.
Als Inspiration für Themen kannst du dir zum Beispiel mal Blogs anschauen, die sich mit ähnlichen Inhalten beschäftigen wie du. Weitere gute Inspirationsquellen sind die Nachrichten, denn Themen mit aktuellem Bezug sind für den Leser immer relevant. Natürlich helfen auch einfache Gespräche mit Freunden oder Arbeitskollegen.
Wenn du nun eine Idee hast frag dich was du vermitteln kannst. Welchen Mehrwert kannst du mitgeben? Kannst du ein Problem beschreiben und Lösungsansätze aufzeigen? Kannst du eventuell einen persönlichen Erfahrungsbericht geben? Kannst du unterhalten? Frag dich auch: Für wen genau schreibst du diesen Artikel?
Wenn du eine Idee vor Augen hast beginnst du mit dem Schreiben. Denk dir als erstes eine knackige Überschrift aus. Sie ist das Versprechen, das du dem Leser gibst. Mit dem Artikel darunter erfüllst du es. Wichtig ist, dass die Überschrift neugierig macht. Du kannst hier z.B. gut mit sogenannten Listicles arbeiten, die bei Buzzfeed professionalisiert wurden. 10 Dinge, 5 Fragen, etc.
Dann folgt eine kurze Einleitung von 1 bis 2 Sätzen. Darin beschreibst du kurz, worum es in deinem Artikel geht. Anschließend geht´s in den Hauptteil. Ich empfehle, hier erstmal „wild drauf loszuschreiben“. Gern auch einfach Wortgruppen oder Ideen hinscribbeln und dann weiterentwickeln.
Für die Leserlichkeit strukturiere deinen Artikel. Baue Bilder ein, bette YouTube-Videos, markiere wichtige Textpassagen dick und mache Zwischenüberschriften und Absätze.
Am Ende empfehle ich ein kurzes Fazit, in dem du für den Leser nochmal auf den Punkt bringst, was er aus deinem Artikel mitnimmt.
Denk daran: Du schreibst keinen Aufsatz, sondern ein Journal. Du schreibst mit Meinung und persönlicher Note.
Am Ende sortierst du deinen Artikel noch einer deiner angelegten Blogkategorien ein und taggst ihn entsprechend, damit er gefunden wird. Dann veröffentlichst du. Tadaaa!
10 Wie vermarkte ich mein Blog?
Natürlich geht es immer darum, mehr „Traffic“ auf den Blog zu bekommen. Du willst, dass dein Blog gelesen wird, aber das passiert eben nicht von allein. Dafür muss man aktiv etwas tun. Generell solltest du dir den Statistikbereich mal näher anschauen. Du kannst auch Google Analytics nutzen. Wichtig ist, dass du mal schaust welche Artikel besonders gut funktioniert haben. Daraus lässt sich ja einiges ableiten.
Als erstes solltest du deinen geschriebenen Blogartikel teilen. Nutze deine Social Media-Präsenzen und teile den Artikel dort. Ihr könnt eure Freunde bitten, den Artikel auch zu teilen. Gerade am Anfang ist man auf externe Hilfe angewiesen. Dazu machst du es anderen bitte möglichst leicht, deinen Artikel zu teilen. Das heißt, dass unter deinem Artikel die gängigen Social Media Icons von Facebook, Twitter und Co. zum Teilen angeboten werden sollten.
Achte dabei unbedingt auf das Feedback deiner Leser. Was sagen Sie bei Instagram und Facebook? Was wird besonders viel geliket? Orientiere dich daran und entwickle deinen Blog so fortlaufend weiter. Lies auch andere Blogs und kommentiere selber. Werde als Blogger sichtbar. Verweise auf deine Artikel.
Jetzt ist es wichtig, dran zu bleiben. Schreibe möglichst oft. Sieh es als Training. Du wirst sehen, wie dein Schreiben besser wird und die Visits auf deinem Blog steigen.
Was, wenn dir mal nichts mehr einfällt? Zugegeben, das kann frustrierend sein.
Es ist wichtig, dass du dir immer wieder Themen suchst, die du wirklich spannend findest. Dann wirst du sehen, wie es dich persönlich bereichert, darüber zu schreiben. Am Ende sind es drei Dinge, die dich zu einem erfolgreichen Blogger machen:
#Leidenschaft #Engagement #Durchhaltevermögen
Fazit
Man muss kein Journalist sein, um zu bloggen. Es geht auch nicht um Selbstdarstellung. Es geht beim Bloggen darum, Dinge zu teilen. Du gibst deinen Lesern etwas – und erhältst im Gegenzug das, was heutzutage das Wichtigste überhaupt ist: Aufmerksamkeit.
Um dauerhaft interessant für die Leser zu bleiben musst du deine Nische finden. Dann wirst du auch Feedback bekommen, dass dich immer wieder weitermachen lässt. Für mich steht nach wie vor der Spaß beim Bloggen im Vordergrund. Probiert es doch einfach mal aus. Teilt euch mit und ihr werdet geteilt.
Wie sieht es mit euch aus? Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, ein Blog zu starten? Oder habt ihr bereits ein Blog? Dann postet mir doch mal die Adresse in die Kommentare. Würde mich freuen, was ihr denkt. BTW, die Folien meines Blogger-Workshops gibt`s hier.
Vielen Dank für diesen informativen Starter-Guide!
Erlaube mir eine Anmerkung zu Punkt 1: Heute sind Blogposts häufig nicht mehr chronologisch angeordnet. Stattdessen gibt es Themes, die den Content nach Themen clustern, um so dem Blog einen Magazin-Charakter zu verleihen.
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Da hast du recht. VG
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This is a great bblog
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