Wir testen Community Manager. Die ARD Sportschau (Teil 1).

Letzte Woche Mittwoch reiste ich nach Essen, um die E-world energy & water zu besuchen. Die E-world ist die Energiemesse schlechthin und meine Firma, die SIV.AG ist seit vielen Jahren mit einem Stand dort präsent. Ich lag also Mittwoch Abend in meinem Hotelzimmer und sah mir das DFB-Pokal Spiel an, in dem die Bayern den HSV rasierten. 5:0. Deutlich, aber nicht überraschend. Danach fing der ARD Sportschau Club an, eine Sendung, die ich so noch nicht kannte. Ich kannte Waldis WM-Club und dachte „Ok, irgendein anderer Horst der ARD macht das jetzt. Schauen wir mal. Vielleicht wird`s ja witzig.“ Um es kurz zu machen, es wurde das ganze Gegenteil, aber ein Horst war tatsächlich dabei.

Fußball-Talk zum Einschlafen. Die ARD verschwendet GEMA-Gelder.
Fußball-Talk zum Einschlafen. Die ARD verschwendet unsere Gelder.

Der Moderator, mir völlig unbekannt, versuchte höchst angestrengt, witzig zu sein, war aber eigentlich nur aufdringlich und peinlich. Jetzt gibt es Leute, die sagen, „Das ist jetzt nur DEINE Meinung.“ Ja klar, ist sie. Aber die vertrete ich gerne, auch weil es mir Spaß macht. Also machte ich das, was ich in solchen Momenten gerne tue. Ich twitterte es. Gar nicht adressiert, sondern einfach nur akzentuiert.

Ich bin ja nun nicht gerade ein Twitter-Schwergewicht mit 10.000 Followern. Trotzdem hielt es der Community Manager der ARD-Sportschau für richtig, mir darauf zu antworten – mit dem offiziellen Twitter-Kanal der Sportschau, der immerhin 20.000 Follower hat. Also gut. Mich interessiert ja in solchen Fällen auch immer wie derjenige „da drüben“ dann reagiert. Also provoziere ich gerne auch mal ein kleines bißchen.

Ich kenne ja die andere Position nur zu gut, habe schon für verschiedenste Marken gefacebookt und getwittert (darunter der Mobilfunkanbieter Fonic, der kanadische Tourismusverband CTC, zwei Agenturen, ein Startup, eine Personalvermittlung, ein Feinkosthandel, etc) Jedenfalls fragte die Sportschau ganz interessiert nach dem Grund meiner Unzufriedenheit.

Also antwortete ich ehrlich und reinen Gewissens und erklärte auch warum.

Anstatt sich auf eine Kritik des Moderators einzulassen, relativierte man meinen Kommentar ganz einfach mit:

Mir ist auch klar, dass das hier (nur) meine Meinung ist. Das ist Social Media. Jeder hat ein Megaphon und kann seine Meinung sagen. Und bekanntlich stehen für einen, der es sagt, Tausende die es denken. Daher wies ich auf meine Rolle als „Stellvertreter vieler Fernsehzuschauer“ hin. Es kann mir keiner erzählen, dass man nach einem langen Fußball-Abend noch eine bierernste Fußball-Analyse-Sendung sehen will, auch nicht im Talkshow-Format. Und schon gar nicht in der ARD. Da ist Entertainment gefragt – UND Fußball. Ja, liebe ARD, beides zusammen geht. Waldis Sportclub war zwar nicht das Gelbe vom Ei, aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Da waren dann auch Leute wie Matze Knop am Start. Oder Mario Basler, der dann ungewollt lustig ist.

Jetzt lag der Ball wieder in der Hälfte der Sportschau. Würde man diesen Tweet einfach ignorieren oder würde man noch einmal ausholen? Ich tippte auf (Achtung) das Erste. Aber ich täuschte mich. Man antwortete mir. Wow.

Schon wieder versuchten sie, meine Meinung zu untergraben. Mir den Boden meiner ernst gemeinten „Argumentation“ zu entziehen. Ich weiß natürlich auch, dass Humor relativ ist. Schon klar. Aber man kann auch vor einer Sendung ein paar Leute fragen, ob sie den Moderator witzig finden. Naja egal. Vielleicht fanden Sie ihn bei der ARD ja auch witzig 😉 Ich wollte mir gerade eine schöne Retourkutsche überlegen, da setzte die Sportschau zum Doppelschlag an. Ich weiß ja, dass Community Manager deeskalierend Meinungen akzeptieren sollen, sie nicht in Frage stellen sollten. Und dann kam das hier:

“Schade” war es also. Aha. Aber zur Not muss man damit leben, dass Leute wie ich ein Problem mit dieser niedrigquotrigen Show haben. Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen:

Also gab ich ein konstruktives Feedback, versicherte, dass ich nur helfen wolle 😉 So nun musste aber Schluss sein. Weiter ließ sich kein öffentlich-rechtlicher 20.000-Follower-Account provozieren. Dachte ich.

Das war ein guter Zug. Ablenkung. Vortäuschung. Angeblich sei der Moderator „oft gelobt“ worden. Von wem? Vom Aufnahmeleiter? Aber nicht mit mir. Ich holte zum finalen Schlag gegen das soziale Organ des Seniorensenders aus, der es sich eigentlich gar nicht leisten dürfte, mit „Jungvolk“ wie mir öffentlich zu streiten. „Immerhin sterben eure Zuschauer doch aus. Wer soll die ARD denn noch in 15 Jahren gucken?“, dachte ich. Also antwortete ich der Sportschau auf diese rethorische Frage.

So. Aus. Vorbei. Das hatte gesessen. Nun war Ruhe. Wahrscheinlich wollte die Redaktion auch in die Heia. War ja längst 12 durch. Ich lag entspannt im Bademantel in meinem Hotelzimmer. Der Kollege auf der anderen Seite… nun ja. Der Sportschau blieb nur noch eins. Mit letzter Kraft tippte man wackelig noch einen Abschied in die Tasten.

Das habe ich dann übrigens gefavt. Ich meins doch auch nur gut, Freunde 😉

Twittert wie die Jugend. Die Sportschau möchte jüngeres Publikum gewinnen.
Twittert wie die Jugend. Die Sportschau möchte jüngeres Publikum gewinnen.

Die Sendung könnt ihr euch übrigens hier in der Mediathek ansehen. Müsst ihr aber nicht: http://bit.ly/1dOz89L

Hier gibt`s nochmal den Verlauf unserer „gepflegten Konversation“ als Gesprächsprotokoll auf einen Blick:

sportschau dialog

Gabriel Rath

Ich bin Gabriel, Rostocker Jung`, verheirateter Vater von 3 kleinen Töchtern und kreativer Kopf mit einer Vorliebe für Digitale Kommunikation und New Work. Seit 2018 mache ich den Podcast "New Work Chat". Hier im Blog schreibe ich über mein Leben zwischen Kinderzimmer und Digital Workplace.

2 Antworten auf „Wir testen Community Manager. Die ARD Sportschau (Teil 1).

  1. Wenn ich mich vorstellen darf: Ich hatte an besagtem Abend die Obhut über den Account @sportschauevent. Ich kommentiere hier jetzt aber privat, um’s vorab zu sagen.

    Das Problem aus meiner Sicht: Du sprichst von „Argumentation“. „Einfach nicht unterhaltsam“ und „fühlt sich falsch an“ sind allerdings keine Argumente, sondern es sind pure Meinungen. Das ist okay, und selbstverständlich steht man mit einer Meinung auch nicht immer allein da. Das ist einer der Gründe, warum wir bei Twitter sind: um ins Gespräch zu kommen, zuzuhören, mitzulesen. Kritik verhallt also nicht – je konstruktiver, desto weniger.

    Mir Ablenkung und Vortäuschung vorzuwerfen, ist allerdings eine Unterstellung. Wenn du dich zum Beispiel fragst, wo das Lob für Alex Bommes an diesem Abend war: Hättest du per Hashtag die Tweets zur Sendung verfolgt, hättest du eine Antwort auf diese Frage bekommen.

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    1. Lieber Dennis, freut mich, dass du dich hier zu Wort meldest. Wir brauchen da gar nicht lange zu diskutieren. Natürlich war es meine Meinung. Das schreibe ich ja auch in meinem Blogpost. Ich fälle hier ja auch kein Urteil, habe keine Noten verteilt. Dazu müsste ich das Community Management über einen längeren Zeitraum beobachten. Mir ging es eigentlich eher darum, mal mit einem Augenzwinkern zu schauen, wie mein Gegenüber reagiert. Dass es auch positives Feedback gab will ich auch gar nicht abstreiten. Mein konstruktiver Vorschlag war einfach: Sucht euch/uns bitte einen neuen Moderator. Das ist einfach mein Feedback. Und zum Thema „Vortäuschung und Ablenkung“ – Dennis, nimm den Post hier bitte nicht allzu ernst 😉 Danke dir!

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