Das Startup „Familie“

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“Und? Wollt ihr noch eins?”

giphykpü+pklü+Da ist sie wieder – meine Lieblingsfrage. Gern wird sie mir immer wieder von kinderlosen Freunden gestellt, die es aus irgendeinem Grund der Welt brennend interessiert, ob ich mir vorstellen könnte, mit meiner Frau noch einmal “in die Produktion zu gehen”. Dabei haben wir doch schon zwei kleine Kids, sind ziemlich gut ausgelastet und überhaupt.

Als ob sich die “Familienmenschen” allein um den Fortbestand unserer Spezies kümmern müssten, während der Rest entspannt auf der Couch liegt, Popcorn schnabuliert und Netflix-Serien glotzt. “Zieh du doch erstmal nach!” möchte man antworten, aber hey. Muss ja jeder selber wissen.

Dabei muss man gar kein spezieller Typ Mensch sein, um eine Familie zu gründen. Im Gegenteil. Die Frage, die sich am Ende des Tages stellt, ist eigentlich ziemlich simpel: Bist du bereit, die eigene Komfortzone zu verlassen? Wenn man sich dann auf den wunderbaren Wahnsinn einlässt, Kinder zu bekommen, dann wird man faktisch zu einem Gründer. Man gründet das Startup “Familie”.

giphyöü+Am Anfang ist alles neu, man ist voller Euphorie, hat 1000 Ideen und malt sich gemeinsam die Zukunft aus. Schließlich gibt es tolle Vorbilder. Eine spannende Zeit beginnt, die mit nichts vergleichbar ist, das man vorher erlebt hat. Und auch wenn man schon viel von anderen gehört hat – es ist dann irgendwie doch alles ganz anders.

Als erstes sollte man natürlich die ganze Unternehmung planen. Was brauchen wir alles, um durchzustarten? Luft und Liebe allein reichen ja bekanntlich nicht aus. Also organisiert man sich die Grundausrüstung über die hochprofitable Kinderkram-Industrie und brütet monatelang über dem “Naming”. Und irgendwann ist es dann soweit. Der Point of no Return ist erreicht. Es geht los. Man geht „live“.

tzivtiWenn das Baby dann erst einmal da ist wird das Thema Projektmanagement zur großen Herausforderung. Es hat sich herausgestellt, dass Teamwork der einzig sinnvolle Weg ist, das neue kleine Startup gut auf den Weg zu bringen. Alleingänge führen oft zu Unstimmigkeiten im Team. Es empfiehlt sich daher, auch nach dem Kick-Off konstruktiv zusammenzuarbeiten – gerade in Konflikten, die aufgrund der hohen Belastung unvermeidlich sind.

Auch der Bereich “Finance” bekommt eine neue Dimension. Schon im Kreißsaal wird man von Birkenstock-tragenden Krankenschwestern mit Formularen beworfen, mit denen man anschließend nette Dinge beantragen darf. Gründerzuschüsse sozusagen. Natürlich muss man sich als Familiengründer ein wenig umstellen. Gerade in den Anfangsmonaten wird tendentiell wenig geschlafen, dafür aber viel Kaffee getrunken.

joümlpäUnd man lernt den Mittagsschlag am Wochenende kennen und lieben. Der Rhythmus ändert sich. Da sollte man sich schon mal Tipps von Hebammen, Kinderärzten und Großeltern einholen, die sowas ähnliches wie Gründer-Coaches sind.

Ist es nun besonders cool, sein eigene Family zu gründen? Nö. Es ist ist erstmal einfach verdammt viel Arbeit, die man als Außenstehender natürlich nicht sieht. Zum ersten Mal spürt man was wahre Verantwortung ist. Wer also eine Familie gründet, der ist mutig. Er verlässt den Hafen der Routine und schippert raus aufs Meer. Er investiert in die Zukunft – und das ist das Beste, was man machen kann. Leinen los!


Habt ihr auch manchmal das Gefühl, dass ihre eine kleine Firma leitet mit eurer Family? Oder findet ihr vielleicht, dass der Vergleich hinkt? Schreibt´s mir in die Kommentare.


Dieser Text erschien bereits als Kolumne im Rostocker Stadtmagazin 0381, Ausgabe Oktober 2015. Weitere Daddymodus Artikel gibt es auf http://www.daddymodus.de. Neuerdings gibt´s außerdem eine Facebook-Seite, auf der die Tweets, Gastartikel und Blogartikel gesammelt werden. Würde mich freuen, wenn ihr mir da folgt. Checkt dazu mal www.facebook.com/daddymodus 


3 Antworten zu „Das Startup „Familie“”.

  1. Ich finde den Blog cool. Werde im Oktober auch Mädchenpapa. Grade verzweifeln wir an der Kinderwagen Auswahl

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  2. […] Ich hatte es hier im Blog ja schon mal geschrieben: Wer eine Familie gründet, der startet sein eigenes Startup. Da gibt es die Anfangseuphorie, die Wachstumsschmerzen bis hin zum grauen Alltag, der sich irgendwann unweigerlich einstellt. Und trotz aller Probleme bleibt eine eigene Familie oder auch ein eigenes Unternehmen immer etwas ganz Besonderes. (Lest dazu meinen Blog: „Das Startup Familie“) […]

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